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Pressemitteilung

Antwort zur Veröffentlichung von BBV-Kreisobmann Thomas Obster „Das laufende Volksbegehren zur Artenvielfalt ist der komplett falsche Weg“ in der HZ am 02.Februar 2019

Leserbrief von Mainburgs ÖDP-Stadt- und Kreisrat, sowie stv. BN-Kreisvorsitzenden Konrad Pöppel

Konrad Pöppel, ÖDP-Stadt- und Kreisrat, sowie stv. BN-Kreisvorsitzender

Leserbrief zur Veröffentlichung von BBV-Kreisobmann Thomas Obster „Das laufende Volksbegehren zur Artenvielfalt ist der komplett falsche Weg“ in der HZ am 02.Februar 2019:

Volksbegehren zur Artenvielfalt ist ein erster Schritt in die richtige Richtung!

Mit Interesse und Erstaunen habe ich die Veröffentlichung des Bay. Bauernverbandes bzw. von BBV-Kreisobmann Thomas Obster in der Hallertauer Zeitung gelesen. Aus welchen Gründen auch immer wird seitens des Bauernverbandes gegen eine fortschrittliche, arten- und lebensraumerhaltende Umwelt- und Naturschutzgesetzgebung Stimmung gemacht.

Ein wichtiges Thema dieser Gesetzgebung ist die Art der Bewirtschaftung in der Fläche. Die Flächennutzung war nie frei von Vorgaben. Es geht um die Ausbringung von Giften, Überdüngung, Verbundstrukturverlust, Erosion, Entwässerung, Grundwasserverlust und vor allem um ein in Summe viel zu intensives Wirtschaften, was unsere Mitarten auf der Strecke bleiben lässt. Mit dem Volksbegehren soll nun ein erster Schritt dahingehend gemacht werden, das die Flächennutzung durch die Menschen - neben der Produktion von Gütern - so erfolgt, dass der dramatische Verlust an Arten und Lebensräumen in Bayern zu einem Ende kommt.

Was ist in der Hallertau in den letzten Jahrzehnten geschehen? Der Naturraum wurde auf ehemaliger Landwirtschaftsfläche durch die Gesellschaft mit Straßenbau, Wohngebieten, Freizeitnutzung und Verkehr stark entwertet. Im verbleibendem Rest wurden Ranken und Feldraine in großem Stil entfernt. Grünland wurde massiv umgebrochen oder in 5-schürige Turbowiesen ohne Blütenpflanzen umfunktioniert. Feuchtflächen wurden drainiert. Aus Bächen und Grundwasser wird bewässert bis nichts mehr kommt. Nach DDT (damals verschwanden mit vielen anderen Tieren die Maikäfer meiner Jugend) wurde die Natur mit Glyphosat und Neonikotinoiden belastet. Das alles haben die Bauern nicht gewollt, denn die Bauern wollen im Grundsatz naturverträglich wirtschaften.

Aber will das auch der Bauernverband? Eine Landwirtschaftspolitik, die Jahrzehnte vom Bauernverband diktiert worden ist, hat viele dazu gezwungen aufzugeben. Neben den Arten und Lebensräumen ist der Großteil der Bauern auf der Strecke geblieben. Ich kann den Bauernverband nur bitten, seine Politik zu ändern und sich für bäuerlich-regional und naturverträglich wirtschaftende Familienbetriebe einzusetzen, die für die erzielten Erträge auch den gerechten Lohn bekommen. Gleichzeitig ist das Subventionieren von Landwirtschafts-Industriebetrieben mit Exportfokus und von naturschädigenden Biogasbetrieben zu beenden. Das Angebot der Umweltverbände in Projekten mit Bauern zusammenzuarbeiten, bestand immer und wird auch seit langem praktiziert. Aber speziell angesäte Blühstreifen oder Blühflächen – oft mit nicht-heimischem Saatgut - stellen keine Rettung für die heimische Insektenvielfalt dar, sondern sind eine Hilfe für wenige Arten. Benötigt werden möglichst alte, blüten-und strukturreiche Böden, die noch nie oder schon lange nicht mehr umgebrochen worden sind. Zum Beispiel legen zwei Drittel aller Wildbienen ihre Bauten im Boden an. Einmal geackert, dann ist alles weg. Oder eine voll ausgebildete Salbei-Glatthafer-Wiese (früher der häufigste Wiesentyp) braucht, wenn sie einmal zum Acker wurde, ca. 100 Jahre, um die verlorene Vielfalt an Pflanzen und Tieren wieder zu entwickeln – vorausgesetzt in der Nähe finden sich diese Arten noch. Ich möchte den Bauernverband bitten, zusammen mit den Unterstützern des Volksbegehrens für eine Arten und Lebensraum erhaltende Flächenbewirtschaftung einzutreten und ihren Mitgliedern die Unterstützung von „Rettet die Bienen – Stoppt das Artensterben“ zu empfehlen.

Konrad Pöppel
(stv. Kreisvorsitzender Bund Naturschutz)

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